Glossar

Begriff Abkürzung Synonym Erläuterung
bunčužnyj BU Bannerträger (dt.) Rang v.a. im Heereszentrum und damit Ausdruck für die Kosaken sich eine Legitimation zu geben. Der Begriff ist aus dem Turkotatarischen abgeleitet und bezeichnet den Träger des bunčuk, ‐ eines tatarischen Feldzeichens mit enem Rossschweif. Der Rang wurde (als einer der wenigen Ressortränge) auch bei den Steppenkosaken als Ehrenzeichen geführt. Er steht damit in Konkurrenz zum choružyj m polnisch-litauischen Bereich.
chorunžyj CH Standartenträger (dt.), chorąży (pl.) Rang des Standartenführers v.a. in polnischen Heeren (chorąży); er findet über das Register Eingang in das kosakische Heer.
Haufen vijs‘ko, polk (ukr.) Zusammenschluss mehrerer Einheiten von Kosaken zu einem größeren Truppenverband, dessen Organisationsstruktur jedoch meist nicht besonders ausgeprägt war. Es handelte sich hierbei in erster Linie um zeitlich befristete Zusammenschlüsse oder solche Vereinigungen, die zu einem bestimmten Zweck (Kriegszug, Aufstand etc.) geschaffen wurden. Der Begriff "Haufen" ist dem des "polk" v.a. dann vorzuziehen, wenn die Irregularität des Verbandes unterstrichen werden soll. Lange Zeit und für verschiedene Verbände auch nach der Etablierung einer Ranghierarchie im "Heer der Zaporoher Kosaken" (ca. 1649) dominierte in diesen Verbänden noch eine Organisation der Einzelführer, während die Führungshierarchie indes unterentwickelt und gewissermaßen beliebig blieb. Es gab kaum fachlich begründete Führungspositonen, Führung beschränkte sich auf die direkte Befehlsmacht, die sich entweder aus der Ernennung durch den zentralen, meist charismatischen "Ober"-Führer oder aber aus der Wahl als Führer durch seine Teileinheit ableitete.
het'man HE Hauptmann (dt.) Zwei Wurzeln hat der Rang: a) den tatarischen Führer einer Gruppe otaman und b) den mitteleuropäischen Hauptmann. Der otaman-Rang findet sich auch später noch als Führer einer überschaubaren Kosakeneinheit, der kleinsten Einheit/Kosakengruppe. Kennzeichen des otaman ist nicht die Machtrolle, sondern die eines "demokratisch" gewählten Führers auf Zeit. Kennzeichen des Hauptmann-het'man ist die Rolle über die Ranghierarchie, die abgeleitete formale Autorität als militärischer Führer in einem geordneten Heerwesen. Der het'man im Sinne des Hauptmanns hat sich bei den ukrainischen Kosaken seit dem Ende des 16. Jh.s durchgesetzt,- bezeichnenderweise im Zusammenhang mit den gleichzeitig in Polen-Litauen durchgeführten Militärreformen in Anlehnung an die Oranische Heeresreform. Während also der otaman durchaus noch in späteren Zeiten den Idealtyp kosakischer Führungslegitimation darstellt, ist der het'man von Beginn an nur im Zusammenhang mit dem regulierenden Eingriff der Obrigkeit/des polnisch-litauischen Staates denkbar und stellt somit bereits eine Einschränkung des kosakischen Ideale dar. Noch Mitte des 17. Jh.s widerstreiten die Auffassungen über die ideale Führung in der Interpretation der Rollen otaman und het'man. Die "freien" und die Wahl idealisierenden Steppenkosaken verwendeten sehr bewusst den Titel otaman (košovyj otaman), während die Vertreter des Register- bzw. Grenzlandkosakentums den Rang het'man bevorzugten, um damit ihrerseits bereits obrigkeitliche Strukturen zu etablieren. - Die Kosaken des russichen Reiches hingegen nutzten bezeichnenderweise durchgehend den Titel ataman, – ihnen fehlte der (westliche) Einfluss über das polnisch-litauische Heerwesen.
horodovyj H.. Städtisch/Stadt- (dt.) Hierarchieebene, die sich v.a. in größeren Ortschaften entwickelt hat, um offenbar der gesteigerten Bedeutung der Ortschaften als Zentren menschlichen Lebens Rechnung zu tragen. Auch hier gab es otamany, z.T. auch einen sudd‘ja oder osavul. Die Ränge über dem des einfachen Kosaken wurden hier stets mit dem Zusatz „horodovyj“ genannt bzw. bezeichnet: horodovyj otaman (Abk. in DB: HOT, horodovyj sudd‘ja [Abk. in der DB: HSU]).
kerivnyk KE Führer (dt.) Sehr allgemeine Rangbezeichnung ohne Hintergrund auf eine formale organisatorsche Position oder Funktion. Ein "kerivnyk" kann mithin nur als "Führer" in seiner allgemeinsten Bedeutung übersetzt werden und stellt auch in dieser Datenbank eher einen Behelf für die Umschreibung einer Führungsposition (in Abgrenzung zu den formalen Rangbezeichnungen der Kosaken) dar.
kurinnja K… Gruppe (dt.) Unterste Hierarchieebene der Kosaken. Die kurinnja bezeichnet, v.a. im formalisierten Kosakenheer seit den ersten Registern in den 1630er Jahren, die Ebene einer Gruppe, meist örtlich an ein Dorf gebunden. Der Führer einer kurinnja war ein otaman (Abk. in der DB: KOT); selten findet sich hier eine Untergliederung in weitere Ränge.
nakaznyj ..N Stellvertreter (dt.) Nakazni sind Personen, die als Stellvertreter eines Ranginhabers fungieren. Es gibt auf allen Ebenen und auch bei den meisten Rängen "nakazni". In der betrachteten Zeit (2. Hälfte des 17. Jh.s) sind vor allem die osavuly prädestiniert dafür, als stellvertertende polkovnyky zu fungieren.
oboznyj OB Lager-/Trossführer (dt.) Führer des Lagers bzw. des Trosses (poln. obóz). Der Rang taucht 1605 erstmals im Zusammenhang mit den Kosaken auf und steht damit – wie auch der Rang het'man in mehr oder minder direktem Zusammenhang mit den Heeresreformen Ende des 16. Jh.s. Aufgabe des oboznyj war die Aufsicht über die Ordnung im Heerlager, – v.a. auf Feldzügen. In diesem Zusammenhang sind ihm auch Aufgaben um die kosakische Artillerie zugewachsen. Wegen der steigenden Bedeutung der Artillerie v.a. im 18. Jh. wurde dem oboznyj von den frühen Kosakenchronisten und Historikern eine zentrale Rolle als Stellvertreter des het'man zugewiesen; diese Feststellung trifft jedoch für das Kosakenheer bis in die 1680er Jahre nicht zu.
osavul OS Lagerhauptmann, osaul (russ.) Rang, der für die Ordnung im Lager zuständig war. Ursprünglich - in der ersten Hälfte des 17. Jh.s war es dieser Rang, der als Stellvertreter des polkovnyks auftrat. Er wurde deshalb entweder mit Verwandten oder mit treuen Gefolgsleuten besetzt. Üblich ist ferner auch die Doppelung dieses Ranges: So finden sich in zahlreichen Regimentern zwei osavuly.