Glossar

Begriff Abkürzung Synonym Erläuterung
otaman OT ataman (russ.) Rangbezeichnung. Ohne weitere Zusätze hier als Führer der kleinsten kosakischen Einheit, der kurinnja/vataha, verwendet. Der otaman stellt die ursprünglichste Führungsposition unter den Kosaken dar: der gewählte Führer (pars inter pares) einer Gruppe von 10 bis 20 Personen. Anfangs v.a. im Steppengewerbe gebräuchlich, wurde der Rang immer wieder von anderen Gruppen adaptiert, und zwar durchaus mit dem politischen Impetus die Rolle des Führers als "Gleichen unter Gleichen" zu umschreiben und zu begrenzen. Bei den Steppenkosaken wird dies in der Rolle des košovyj otaman deutlich, die in Auseinandersetzung mit den "Grenzlandkosaken" der 1660er und 16670er Jahre ideologisiert wurde. In den kurinni haben sich Reste des idealisierten otaman-Gedankens ebenfalls noch längere Zeit halten können, zeigen doch die städtischen Gerichtsbücher in verschiedenen Städten, dass jährliche Wahlen des horodovyj otaman durchgeführt wurden. Siehe auch het'man.
polk Regiment, Haufen (dt.) Zunächst größere, eigenständig agierende Kriegerhaufen, dann als ein größerer Teil eines Gesamtverbandes geschaffene Einheit und schließlich formal definiertes Regiment von 500 und seit den 1630er Jahren ca. 1.000 Mann. Für die Zeit ab ca. 1649 ist die Übersetzung "Regiment" angebracht, da nicht nur die Führer der Teileinheiten ab ca. 500 Mann als Führer einer Teileinheit ernannt wurden, sondern eine Differenzierung der Führungsaufgaben auch nach Fachressorts (osavul, obozni etc.) erfolgte.
polkovnyk PO Obrist (dt.) Führer eines Regiments (polk), wobei die Einheit größer ist als eine sotnja, aber durchaus auch mehrere tausend Mann umfassen kann.
polkovyj P.. Auf das Regiment bezogen (dt.) Hierarchieebene unterhalb des Heeres, die eine überregionale Führungsschicht umschreibt und zumeist an großen Zentren der Kosaken anzutreffen war. Die Regimentsebene hat sehr schnell weitere Ränge ausgebildet, zu denen – neben dem polkovnyk – vor allem der polovyj osavul (Abk. in DB: POS [meist Stellvertreter des polkovnyk]) und polkovyj sudd‘ja (Abk.: PSU) gehörten. Nicht wenige polky verfügten bemerkenswerterweise stets über zwei polkovi osavuly.
pysar PY pisar (russ.), Schreiber (dt.) Rangbezeichnung für den Schreiber einer Kosakeneinheit. Auch dieser Rang tritt erst mit dem Beginn des 17.Jh.s vermehrt auf und wird zunächst wichtig im Zusammenhang mit dem Zusammenstellen von Dienstlisten für Söldnertruppen und -aufgebote, der Auszahlung von Sold etc. Seit den ersten Registern (1625, 1632) tritt der Rang regelmäßig auf, und zwar v.a. im Zusammenhang mit der Pflege der Dienstlisten für die Registerkosaken sowie der Katastrierung kosakischen Landbesitzes. Der pysar ist somit eine Funktion, die mit dem Regulierungswillen des polnisch-litauischen Staates einhergeht. Da der Rang Fachwissen voraussetzt, finden wir in ihm durchaus renommierte Persönlichkeiten mit z.T. weitreichenden Beziehungen in das ukrainische Grenzland bzw. die Adelsgemeinschaft. Pysari finden wir v.a. auf den Hierarchieebenen des Heeres, Regiments und in größere Ortschaften (horodovyj pysar), wo sie auch die Rolle eines Gerichtsschreibers wahrnehmen.
rejestr Register/Liste (dt.), reestr (russ.) "Dienstliste", die namentlich diejenigen Kosaken erfasste, die in Diensten der polnisch-litauischen Obrigkeit standen. Die inskribierten Kosaken genossen bis zu einem gewissen Grad eine Eigenrechtlichkeit, Privilegien wie das Recht auf Grundbesitz und diverse andere Vorrechte. Ziel des Registers war es, einen auf Dauer und personelle Stabilität angelegten militärischen Grenzdienst zu etablieren und gleichzeitig die wirtschaftliche Versorgung der dienenden Kosaken sicherzustellen (daher das Recht auf Grundbesitz). Das Register wurde ganz bewußt als ein Mittel etabliert, die irreguläre Aushebung von Kosakenverbänden als Söldner zurückzudrängen. Insofern gehen die ersten Bemühungen in dieser Richtung bereits auf das 16. Jh. zurück und standen im Zusammenhang mit Heeresreform in Polen (im Rahmen der Adaption von Mitteln und politischen Ansätzen, die denen der Oranischen Heeresreform entlehnt waren) unter dem (polnischen !) Hetman Zamoyski in den 1590er Jahren; sie können aber auch analog zu den Maßnahmen gesehen werden, die in Mitteleuropa seit Mitte des 16. Jahrhunderts gegen Söldnerverbände (Landsknechte) ergriffen wurden.
sotennyj S.. Auf die Hundertschaft bezogen (dt.) Hierachieebene bei den Kosaken, soweit sie sich auf die Hundertschat bezog. Geführt wurde sie von einem sotnyk (Abk. in der DB: SSO). Zumeist bildeten die Hundertschaften (v.a. im Hinterland oder in stabileren Einheiten) schnell auch weitere Ränge wie etwa einen sotennyj sudd‘ja (Abk.: SSU) oder sotennyj osavul (Abk.: SOS).
sotnja sotni (pl.), Hundertschaft (dt.) Militärische Einheit, Hundertschaft. Die sotnja ist eine relativ späte Erscheinung bei den Zaporoher Kosaken und kann auf den "künstlichen" Eingriff der polnisch-litauischen Obrigkeit zurückgeführt werden. Der Grundgedanke kosakischer Führungsfunktionen kannte bis dahin lediglich die Zuordnung eines Kosaken zu einem Führer in einem Gesamtverband (hetman, polkovnyk, kerivnyk etc.). Sie war auch die zunächst von Polen-Litauen bevorzugten Aushebung von kosakischen Einheiten, wobei jede Einheit einen eigenen Truppen- oder besser Söldnerverband darstellte. Man griff hierbei nicht in die Führungsorganisation ein. Die formale Untergliederung der Haufen in Untereinheiten erfolgte dann aber im Rahmen der Regulierung derjenigen kosakischen Verbände, die dauerhaft (und nicht nur für einen bestimmten Feldzug) unter Waffen gehalten werden sollten. So sehen erst die ersten Register eine solche Untergliederung vor, die dann bezeichnenderweise auch schon mit der Übertragung von Privilegien (Grundbesitz) verbunden waren. Diese Verbindung führte letztlich dazu, dass es örtlich fixierbare Einheiten in der Grüßenordnung von Hundertschaften gegeben hat. Das Ordnungsprinzip wurde aber recht bald von den Kosaken adaptiert; das Register von 1649 sah deshalb nicht nur ortsgebundene Hundertschaften vor, es gliederte sogar die in den Kosakenzentren an einem Ort befindlichen Kosaken in "künstliche" Hundertschaften. Danach kann die Hundertschaft als ein formales Ordnungsprinzip zumindest für die klassischen Kosakenregionen im Hinterland als anerkannt betrachtet werden.
sotnyk SO Hundertschaftsführer (dt.) Führer einer Hundertschaft im formalisierten, zumeist territorialisierten Heer. Bei den „freien“, Steppenkosaken ist dieser Rang eher selten anzutreffen (Abk. in der DB: SO)
staršyj ST Ältester (dt.) Neben kerivnyk die wohl gebräuchlichste Bezeichnung für einen Kosakenführer größerer, d.h. über den Rahmen der kurinnja hinausgehender Verbände. In dem Begriff spiegelt sich die Ursprünglichkeit des Führerwesens unter den Kosaken am ehesten wider, denn mit dem Ältestenwesen (staršynstvo) verbindet sich keine ausschließliche und von der Kosakengruppe unabhängige Position. Führung bedeutete für die Kosaken lange Zeit mehr die Rolle des angesehenen "pars inter pares", wobei Autorität sich in erster Linie von der Vorbildfunktion gegenüber und Anerkennung seitens der Geführten ableitet. Auch die formellen Kosakenführer bezeichneten sich daher noch lange als starši.