Datenerfassung

Folgende Regeln fanden zur Erfassung der Daten Anwendung:

Die Datenbank enthält im wesentlichen Kosaken aus dem 17. Jh.s. Der Schwerpunkt liegt eindeutig im Zeitraum zwischen 1638 und 1672. Da die volle Kosakenorganisation erst in den 50er Jahren des 17. Jh.s ausgeprägt wurde, muss die Einordnung von Daten für die Zeit davor grundsätzlich als problematisch und manchmal nicht ganz korrekt angesehen werden.


Personennamen

Die Vereinheitlichung der Personennamen ist in gewisser Hinsicht willkürlich und nicht heilig. Schon die Quellen weisen für fast jeden Kosaken unterschiedliche Schreibweisen auf:

  • Kosaken bezeichneten sich selbst nicht einheitlich: Mal treten sie mit vollem Namen auf, mal nur mit Vornamen (und vllt. einer Herkunftsbezeichnung), mal mit Namen und Vatersnamen.
  • Namen unterliegen auch während des Lebens eines Kosaken Änderungen: Junge Kosaken stellen in ihren Namen gerne Beziehungen her ("Bruder von", "Schwager von"); für Söhne wird gerne auf den Vatersnamen verzichtet und statt dessen das Suffix "-enko" ans Ende des Namens gehängt; in einigen Kreisen wird höheres Ansehen auch unter Verwendung des polnischen Adels-Suffixes "-s'kyj" suggeriert.
  • Dann haben wir auch noch die Quellen und ihre Schreiber selbst. Es gibt noch keine Normsprache oder Normschrift. Wer einmal Urkunden in der Kanzleischrift "skoropis" zu entziffern versucht hat, kann dies sehr gut beobachten.
  • Nicht zuletzt haben wir es noch mit einem Sprachgewirr zu tun: Das Ukrainische ist noch nicht voll ausgeprägt, aber bereits im Entstehen; die russische Obrigkeit schreibt russsisch, aber auch altkirchenslavisch (v.a. in formellen Urkunden); die polnische Obrigkeit entweder lateinisch oder polnisch.

Aus diesen (und mehr) Gründen habe ich ‐ soweit dies ging ‐ versucht, aus den jeweils vorhandenen Namennennungen Standardnamen ("Systemnamen") zu entwickeln und diese als Ordnungselement zu nutzen. Basis hierfür ist ‐ wenn etwa ein Kosak eindeutig kein Pole oder Russe war ‐ das Ukrainische, jedenfalls so wie ich die Namen aus einzelnen Telefonbüchern in der Ukraine entnommen habe.

Des Namenproblems eingedenkt habe ich damit seit einiger Zeit begonnen die Schreibweisen der Namen im Original in der einzelnen Position mitzuführen. Hierbei wird die Umschreibung auf der Basis diakritischer Zeichen und des Russischen vorgenommen.

Die Übertragung von Kyrillica in lateinische Buchstaben erfolgt nach den Regeln der deutschen wissenschaftlichen Umschrift. Dabei werden Ausnahmen definiert, nämlich

  • ъ (Umschrift eigentlich mit "-") wird nicht umgesetzt,
  • die alten Kyrillica ѣ, ѳ etc. werden nicht gesondert ausgewiesen, sondern mit ihren modernen Entsprechungen ("e", "f") wiedergegeben.
  • Es ist mir klar, dass durch diese Regeln ein Teil der Ursprünglichkeit verloren geht.

Seit Release 1.1 wurden die Systemnamen auch in Kyrillica umgesetzt. Das bedeutet, die Datenbank kann jetzt auch mit Kyrillica nach Kosaken durchsucht werden. Dabei gilt

  • Standardisierte Namen richten sich nach dem modernen Ukrainischen. Diese können falsch sein; Standards gaben Einträge in ukrainischen Telefonbüchern vor.
  • Polnische, rumänisch etc. Namen werden nicht in Kyrillica umgesetzt.


Datumsangaben

Für Datumsangaben gilt:

  • Es werden keine Umrechnungen vom Julianischen in den Gregorianischen Kalender vorgenommen.
  • Tages genaue Angaben finden sich im allgemeinen nur dort, wo sich eine Eindeutigkeit unmittelbar ableiten lässt. Dies ist v.a. dann der Fall, wenn jemand ein Dokument mit Datum (Urkunde, Brief) direkt unterschrieben hat.
  • In allen anderen Fällen wird der Berichtszeitraum aus dem Kontext gelesen oder interpretiert und auf den Monat festgelegt. Dies führt zu Nullangaben im Datum (1655-09-00 ="im Monat September 1655" / 1655-00-00 = "im Jahr 1655 / nicht genau datierbar").

Daten

Es wurde weitgehend darauf verzichtet, die mehrfache Nennung eines Kosaken in ein und derselben Quelle (v.a. Urkunden) in der Datenbank vollständig abzubilden. Im allgemeinen wurde der jeweils erste Eintrag erfasst, alle weiteren jedoch ‐ meist ‐ ignoriert. Insofern kann die Datenbank nur begrenzt als "Personenindex" für die Quellen verwendet werden. Ausnahmen ergeben sich aus dem sachlichen Zusammenhang, dass bei einer weiteren Nennung in ein und derselben Quelle entweder ein zusätzliches Datum oder eine Änderung in der Funktion (Rang etc.) festzustellen ist.

Tritt ein Kosak in der Funktion eines Stellvertreters auf, füllt aber gleichzeitig eine eigene Rolle aus, wurden beide Informationen als gesonderte Einträge erfast. Auf diese Weise wird deutlich, dass beispielsweise ein "polkovyj osavul" gleichzeitig auch als "nakaznyj polkovnyk" agiert hat.

Die Zuordnung jedes einzelnen Kosaken zu einem der Heere bzw. Het'many v.a. in den sechziger Jahren, ist nicht konsistent. Häufig ‐ gerade auf den unteren Rängen ‐ fehlen hierzu die Angaben in den Quellen. Aus diesem Grunde wurde eine Zuordnung nur dann vorgenommen, wenn dies eindeutig aus der Quelle hervorging oder ohne große Mühen ersichtich ist. Fehlen Informationen über die politische Ausrichtung eines Kosaken, wurde er unter der Heereskategorie "Regular Army (RA)" erfasst.

Eigentlich geben die Quellen nur punktuelle Informationen wieder: Ein Kosak tritt zu einem mehr oder weniger genau datierten Zeitpunkt in einer bestimmten Rolle auf. Natürlich ergeben sich aus der Abfolge solcher Nennungen induktiv auch Amtszeiten über einen längeren Zeitraum. Solche "Kontinuitäten" müssen stets mit Vorsicht behandelt werden. Sie sind interpoliert und können nicht ausschließen, dass ein Kosak seine Karriere für kurze Zeit wegen innerer Unruhen niederlegen musste (oder seines Amtes enthoben wurde) und wenig später wieder an die Macht kam.