Organisation: Heere

"Heer" wird hier nicht als Instrument eines gesetzten Staates gesehen, sondern eher als ein Strukturelement politischer Loyalitäten. Mitte des 17. Jh.s haben es eigentlich nur die Registerkosaken (daher regular army) für kurze Zeit vermocht, einen Alleinvertretungsanspruch für die Kosaken durchzusetzen. Schon kurz nach Bohdan Chmel'nyc'kyjs Tod aber zerfiel dieses Heer in politische Fraktionen, die sich gegenseitig bekriegten und das Zeitalter der "Rujina" einläuteten. Aus diesem Grunde sei auf folgende Rahmenbedingungen hingewiesen, die die Darstellung der Heere hier determinieren:

  • Die Namen der Heeresvereinigungen sind beliebig und stellen – vielleicht mit Ausnahme des Registerheeres – keine "offizielle" Bezeichnung dar. In den meisten Fällen wurden sie nach den Namen der jeweiligen Führer bezeichnet.
  • Die Datenbankabfragen erfassen ausschließlich die Ränge und Rangvertreter auf Heeresebene (die jeweilige Zentralverwaltung). D.h. Rangvertreter auf der Ebene der Regimenter und darunter werden zur Zeit noch nicht dargestellt.
  • Die Darstellung ist nicht vollständig, da die Information der Zugehörigkeit zu einem Teilheer nicht konsequent genug eingepflegt wurde.
  • In Anbetracht der latenten Instabilität der Heereszusammenschlüsse ist immer mit Unschärfen zu rechnen. Vor allem der ständige Wechsel eines Kosaken von einem Heer in das nächste (Loyalitätenwechsel) kann nicht dargestellt und höchstens an den Einzeleinträgen zu eben dieser Person nachvollzogen weden.
  • Das Kennzeichen "Regular Army" ist ein künstliches Sammelbecken. Es bezeichnet v.a. die Registerkosaken, wird aber auch für alle Datensätze verwendet, die keinen ausdrücklichen Vermerk besaßen, dass ein Kosak einem bestimmten Heeresführer angehörte. Dies führt dazu, dass gerade in diesem Listing erhebliche Fehlerquoten festzustellen sind (weil die Menge der Daten natürlich wesentlich größer ist als bei den anderen).
  • Eine besondere Rolle spielt das "Sivers'ke vijs'ko (Nordheer)". Es hat nie die Zuständigkeit der zentralen Führung in Chyhyryn/Baturyn bezweifelt, führte aber seit Mitte der 1650er Jahre ein zunehmend eigenständiges Dasein, das bis hin zu eigenen Kontakten zu Moskau führte. Sein Anführer war zumeist sowohl polkovnyk von Nižen als auch "stellvertretender het'man (nakaznyj het'man)". Die Schwelle, sich als eigenständig zu erklären, war an vielen Stellen nicht sehr hoch; sie wurde aber nicht überschritten. Von dieser Qualität ausgehend wurde es als (Neben-)"Heer" in die Datenbank eingepflegt, das der regular army jederzeit zugeordnet werden kann. (Ansätze zu einer Darstellung dieses Heeres meinerseits blieben unvollendet. Für alle, die ein Forschungsthema suchen: Das ist ein hochinteressantes Thema!!)

Diese Darstellung ist also grundsätzlich zu überarbeiten, je mehr Daten aus der Zeit nach 1672 in die Datenbank gelangen.

ID Heeresbezeichnung Kommentar gehört zu
RA Regular Army "Reguläres Heer" ist eigentlich eine Sammelbezeichnung. Es umfasst im allgemeinen die Registerkosaken im Unterschied zu irregulären Teilverbänden und klar abgrenzbaren Splittergruppen oder anderen Eigenverbänden. Insofern ist die Bezeichnung eine unscharfe Krücke.
DM Mnohohrišnyj, Demjan Het'man 1669-1672 unter russischem Protektorat.
IB Brjuchovec'kyj, Ivan Het'man unter russischer Obrigkeit 1663-1668
IDS Sirko, Ivan D. Košovyj otaman des Zaporižž'ja 1663 ZK
IFB Bezpalyj, Ivan F. Opponent zu Ivan Vyhovs'kyj. Spielt für dessen Absetzung im Livoberižž'ja eine bedeutende Rolle als Sprachrohr für die Unzufriedenheit. Häufig nur als "nakazny" auftretend.
IV Vyhovs'kyj, Ivan Het'man 1657-1659, ab 1658 unter polnischer Obrigkeit
JS Somko, Jakym Agiert relativ selbständig 1660-1663 unter russichem Protektorat. Tituliert sich überwiegend nur als "nakaznyj".
JuCh Chmel'nyc'kyj, Juryj Het'man 1657 und 1659-1660 (Gesamtukraine) bzw. 1659-1663 (ab 1660 nur noch West-Ukraine) sowie weitere Amtszeiten unter Osmanischem Protektorat.
MC Chanenko, Mychajlo Het'man 1669-1674 unter polnischem Protektorat.
MZ Zacvylychov'kyj, Mykolaj Angeblich polnischer Rittmeister, der aber 1648/1649 aus dem Zaporižž'ja sogar Gesandte aussendet.
PD Dorošenko, Petro Het'man 1665-1676 unter verschiedenen Obrigkeiten (Polen, Osmanen).
PT Teterja, Pavlo Het'man 1663-1665 unter polnischer Obrigkeit.
RP Rzeczpospolita Dummy-Eintrag (kein Anspruch auf Vollständigkeit). Dient in erster Linie dazu, Kosakenkarrieren darzustellen, die entweder in polnischen Diensten begonnen oder endeten.
SIV Sivers'ke vijs'ko Quasi eigenständiges Heer v.a. während des Weißrußland-Feldzugs. Die Nähe zu zarischen Armee, enge Kontakte via Boten und Gesandten führten zunehmend zu einem Eigenleben dieses Verbandes, der jedoch immer als Teil des regulären, Moskau treuen Heeres blieb. RA
SO Opara, Stepan 1665 het'man unter osmanischem Protektorat.
ZK Zaporižs'ke vijs'ko Sammelbecken für diejenigen Kosaken, die vornehmlich vom Zaporižž'ja aus agierten und in erster Linie einem anarchischen Freiheitsgedanken folgten. Standen häufig im Gegensatz zum "organisierten" Kosakentum.